Getrennt leben & gemeinsam erziehen
Auch wenn die Partnerschaft endet – Eltern bleiben Sie beide.
Eine Trennung verändert vieles: den Alltag, die Kommunikation, das Selbstverständnis als Familie. Doch was bleibt, ist die gemeinsame Verantwortung für Ihr Kind – und die Chance, diese auf neue Weise zu gestalten. Gerade, wenn Gefühle, Werte und Lebenswelten aufeinandertreffen, braucht es Orientierung und Mitgefühl – für Ihr Kind und auch für Sie selbst.
Hier erfahren Sie, wie Sie die Balance halten, Konflikte entschärfen und trotz Trennung eine verlässliche, liebevolle Elternschaft leben können.
Nach einer Trennung werden Unterschiede oft sichtbarer: in Erziehungsfragen, Alltagsroutinen oder im Umgang mit Regeln. Das kann verunsichern – und doch ist Vielfalt kein Problem, solange das Kind spürt: Ich bin bei beiden geborgen. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ – jedes Elternteil bringt wertvolle Erfahrungen und Stärken ein. Wichtig ist, dass Ihr Kind sich in beiden Haushalten sicher, gesehen und geliebt fühlt.
Nach der Trennung verändert sich vieles: Wer holt das Kind ab? Wann stehen Arzttermine oder Klassenfeste an? Gute Strukturen helfen, Missverständnisse zu vermeiden und den Kopf freizubekommen – damit wieder mehr Raum für das Wesentliche bleibt: Ihr Kind.
Praxistipps
- Digitale Helfer: Apps wie Getrennt gemeinsam, FamilyWall oder TimeTree schaffen Übersicht – Kalender, To-dos und Chats an einem Ort.
- Sicher & fair: Diese Apps fördern respektvolle Kommunikation, reduzieren Konflikte und sind oft kostenlos und datenschutzkonform.
- Zusätzliche Unterstützung: Online-Elternkurse wie Kinder im Blick oder STARK – Streit und Trennung meistern geben Impulse, wie Sie gemeinsam am Wohl des Kindes arbeiten können.
Weitere Tools und Tipps: So organisieren sich Alleinerziehende
Gemeinsame Elternschaft funktioniert nur mit Kommunikation – auch wenn alte Verletzungen noch nachklingen. Sie müssen nicht alles persönlich klären, aber es hilft, wenn Absprachen klar, freundlich und verlässlich sind.
- Kurze, sachliche Nachrichten senken Stress – schriftlich ist oft einfacher als mündlich.
- Vereinbaren Sie feste Kommunikationszeiten und respektieren Sie gegenseitige Grenzen.
- Denken Sie daran: Sie sind kein Paar mehr, aber Sie bleiben ein Elternteam – für Ihr Kind.
Bei anhaltenden Konflikten kann Mediation oder Beratung wie in den ALISA Kontaktstellen Chemnitz, Dresden und Leipzig helfen.
Klarheit schützt – vor Missverständnissen und unnötigem Streit. Schriftliche Absprachen schaffen Sicherheit für alle Beteiligten, besonders für Ihr Kind.
- Umgangszeiten (auch Feiertage & Ferien)
- Zuständigkeiten für Arzt, Schule, Kleidung
- Regeln zur Kommunikation & Informationsweitergabe
- Unterstützung durch Beratungsstellen oder Familienanwält:innen
Tipps, wie Sie Kinder in Trennungssituationen stärken können, finden Sie unter Für starke Kids.
Ob Ihr Kind im Wechselmodell, bei einem Elternteil oder in einer anderen Lösung lebt – entscheidend ist, dass es spürt: Ich habe zwei Eltern, die sich kümmern.
- Gefühle von Schuld, Eifersucht oder Unsicherheit sind normal – sprechen Sie darüber.
- Vereinbaren Sie feste Zeiten, Übergaben und Ferienregelungen schriftlich.
Orientierung bietet unsere Seite Sorgerecht und Umgang.
Für Kinder ist eine Trennung oft eine große Veränderung – manchmal auch ein Schock. Sie brauchen jetzt besonders eines: das sichere Gefühl, dass beide Eltern verlässlich da sind.
- Sagen Sie klar: „Du bist nicht schuld. Wir lieben dich beide.“
- Halten Sie gewohnte Rituale bei – sie geben Halt.
- Hilfe finden Sie in Trennungsgruppen, Schulsozialarbeit oder Kinder- und Jugendtherapie.
- Altersgerechte Bücher helfen beim Verstehen, z. B. Als Mama und Papa sich stritten (externer Link).
Weitere Informationen finden Sie auch unter KiT-Programme – Kinder in Trennungssituationen.
Kinder brauchen Gewissheit, dass sie geliebt bleiben – von beiden Eltern.
„Wir sind beide für dich da.“
„Du darfst uns beide liebhaben – das ist gut so.“
„Was du fühlst, ist wichtig. Du kannst immer mit uns sprechen.“
Lesetipps
- Getrennt, aber gemeinsam stark – für Grundschulkinder
- Jesper Juul: Das Trennungskind
- Kinder im Blick behalten – Ratgeber für getrennte Eltern
Elternsein nach einer Trennung kostet Kraft – emotional, organisatorisch und mental. Selbstfürsorge ist keine Schwäche, sondern die Grundlage, um für Ihr Kind stabil zu bleiben.
- Planen Sie regelmäßig kleine Pausen ein – auch zehn Minuten zählen.
- Nehmen Sie Hilfe an: Freunde, Familie, Betreuungsangebote oder Elterncafés.
Praktische Hilfen für Entlastung finden Sie unter Entlastungen.
Sicherheit hat Vorrang. Wenn körperliche oder seelische Gewalt im Spiel ist, ist gemeinsame Kommunikation nicht sinnvoll. Holen Sie sich Unterstützung – Sie sind nicht allein.
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
- Nummer gegen Kummer (Kinder & Eltern): 116 111
- Polizei: 110
Alle relevanten Hilferufnummern finden Sie unter Hilfetelefone.
Wenn gar nichts mehr geht
Manchmal reicht Reden nicht. Beratungsstellen, Jugendamt oder Mediation können helfen, tragfähige Lösungen zu finden. Gerichtliche Wege sind der letzte Schritt – aber manchmal der notwendige, um Ruhe und Struktur zurückzubringen.
Dazu unter Rechtliche Regelungen noch mehr Informationen.
Wenn neue Beziehungen entstehen, dürfen Unsicherheiten Raum haben – sowohl bei Ihnen als auch bei Ihrem Kind. Wichtig ist Offenheit: Ihr Kind darf spüren, dass sich etwas verändert, ohne dass seine Beziehung zu Ihnen darunter leidet.
- Kinder brauchen Zeit – zwingen Sie keine Nähe.
- Sprechen Sie ehrlich über Veränderungen, ohne Ihr Kind in Loyalitätskonflikte zu bringen.
Tipps, wie Sie Kinder in Trennungssituationen stärken können, finden Sie unter Für starke Kids.
Getrennt leben heißt nicht, getrennt erziehen.
Mit Geduld, Respekt und dem Blick auf Ihr Kind wächst Schritt für Schritt eine Elternschaft, die trägt. Sie müssen nicht perfekt sein – nur präsent, ehrlich und zugewandt. So erlebt Ihr Kind: Ich habe zwei Eltern, die mich lieben – und die sich um mich kümmern, auch wenn sie getrennt sind.
